
Wenn ich groß bin will ich mal Autorin werden
Diesen lieben, kleinen Satz sage ich schon lange. Ich würde behaupten es ist mein Humor. Aber irgendwie ist es auch wahr. Ich habe diesen Traum in mir, seit ich als kleines Mädchen lauter bunte Geschichten geschrieben habe. Zur besseren Veranschaulichung klebte ich wenig sorgsam ausgeschnittene Menschen aus Katalogen in meine Hefte. Sie alle waren plötzlich gemeinsam Familie Williams inmitten von Romantik und Drama. Denkt ihr ich habe jemals eine Geschichte zu Ende geschrieben? Tatsächlich keine Einzige. Ich verschwand in meiner Welt und träumte sie in meinem Kopf weiter, bis eben genau dort längst eine neue Idee geboren war und zu Papier gebracht werden musste. Man sieht, ich bin nicht unbedingt der leuchtende Stern der Ausdauer. Lieder waren da viel barmherziger mit mir. Ich habe viele Lieder mit einer Strophe und einem Refrain – ratet mal warum. Ich habe ja dann genug Zeilen gehabt, um zu sagen, was ich meinte, jede weitere Strophe will das ja nur bekräftigen und nicht etwas Neues anfangen. Das geht schnell. Das mit den Liedern. Aber Bücher – die sind echt lang. Und langwierig. Das Lesen ist nicht schwer aber sie zu schreiben.
Als ich 13 war, gelobte ich mir schließlich den Romanen mit all ihrem Drama und der trügerischen Romantik den Rücken zu kehren. Sie lockten mich in eine Welt, die es mir nur noch schwerer machte mit der Realität zurecht zu kommen. Die Realität von Romantik und auch vom Leben im Ganzen. In echt geht es einfach nicht rund so wie ‚in Spiel‘ und selbst das Tragische hat im Buch und im Film ja sogar etwas so verlockend Schönes. Ich war fertig mit Romanen, die mich so täuschten und ich hielt mich an diesen Plan bis ich erwachsen war.
Warum ich das Schreiben liebe
Das Schreiben aber blieb mir lieb und teuer. Ich lebe, wenn ich schreibe. Ich atme tief und empfinde unfassbares Glück, wenn ich schreibe. Ich lese hinterher selber gerne, was meine Finger da mit Buchstaben festgehalten haben. Welch eine Kunst. Ich denke etwas, ich puzzle im rasenden Tempo Sätze aus fließenden Worten zusammen und schon kann es jedermann lesen.
Ich denke wenig beim Schreiben. Ich schreibe einfach.
Ich fliege manchmal meinen eigenen Worten nur so hinterher und dann gibt es einen Moment Verschnaufpause – dann schaue ich kurz drüber und denke: Das mag ich.
Und ich sah, dass es gut war.
Es ist kreativ und schöpferisch in seiner ganzen Form. Ich fühle mich Gott, dem Schöpfer, sehr nah, wenn ich schreibe und kreativ bin – wenn ich etwas Neues erschaffe. So wie er. Manchmal stelle ich mir vor, dass er beim Erschaffen auch voller Staunen der Entstehung seiner eigenen Ideen hinterherblickt und dann kurz durchatmet – zurückblickt – und denkt: „Gut. Den Affen da - find ich gut. Mega – mit dem rosa Popo da. Den werden sie lieben. Ich sehe, dass ist sehr gut.“
Das hat nichts mit Überheblichkeit zu tun oder Arroganz. Es ist Liebe. Kinder dürfen auch lieben, was sie gebaut haben. Ich bin auch einfach glücklich und begeistert, wenn ich etwas erschaffe und dann schaue ich es an und denke: Das ist gut. Wie auch anders? Gott hat uns seine vielleicht schönste Eigenschaft so verschwenderisch verteilt – wir erschaffen neues.
Ich liebe es zu schreiben, also tu ich es auch von Herzen gerne.
Ich schreibe nun also gerne, habe aber eigentlich nicht die Grundvoraussetzung an Ausdauer um ein ganzes Buch zu schreiben.
Was ist das also mit dem Buch? Schreib doch einfach, denkst du. Warum der Drang mit dem Buch? Warum Verlag und das Autorenzeugs.
Keine Ahnung.
Warum nun unbedingt ein Buch?
Ich habe inzwischen das Gefühl, es ist einfach so schön, wenn das, was man da aus Worten erschaffen hat, ein richtiges Haus bekommt. Eine Form und ein Gewand – ein Aussehen und Haptik. Ein Zuhause.
Es lebt dann dort in diesem Buch. Alle diese Worte, die eine Geschichte erzählen. Und jeder der mag, kann es öffnen und darin spazieren. Bleiben und mitfühlen, nachdenken und ablehnen, zustimmen, weinen, reflektieren – es ist so vieles, was da passieren kann, wenn man in einem Buch unterwegs ist. Aber eins ist es immer: absolut echt. Der Leser kann so nah bei einem anderen unterwegs sein und doch völlig ungehemmt alle seine Gefühle ausleben und wahrnehmen. So schön! Mit meinem Buch lade ich andere ganz uneingeschränkt zu mir ein.
Ich liebe Bücher. Ich habe immer davon geträumt, es würde ein Buch geben, auf dem mein Name steht. Dann hätte mal meine erzählte Geschichte auch so ein Zuhause.
Wenn ich mal groß bin, möchte ich Autorin werden.
Ein großer Sprung
Und plötzlich lachten die Menschen, wenn ich einen Satz mit „Wenn ich mal groß bin…“ begann.
Ich hatte den Sprung dazwischen verpasst. Eben noch lachte niemand und man schien dem kleinen träumenden Mädchen vergnügt ihre Phantasie zu lassen. Und eh ich mich versah, lachte man amüsiert. Ich behaupte sogar, man lachte mich aus. Was war nur passiert?
Weil - man wird ja irgendwie nicht wirklich, wirklich Autorin. Das ist ja nur etwas, was man so träumt. Wie wenn ich groß bin, werde ich Sängerin oder Schauspielerin. Alle diese „wenn ich groß bin- Sachen“. Ich träumte eben auch davon. Immernoch.
Tja, und plötzlich war ich wohl groß und das TickTack der Lebensuhr stimmte mit ein in das amüsierte Lachen meiner Zuhörer. Ich war wohl spät dran für "wenn ich mal groß bin", schien mir.
Ich traute mir diesen Weg nicht zu, weil ich nicht überzeugt war, gut genug zu sein. Ich habe doch einfach so gerne geträumt – von diesem Gefühl, ein Buch in den Händen zu halten, auf dem mein Name steht und das meine Worte und Gedanken beherbergt.
Und irgendwann begann das Karussell in meinem Kopf. Zwischen TickTack und 'ach probier‘s doch einfach' beugte ich mich langsam über den Nestrand und fing an drüber nachzudenken. Was wäre, wenn ich springe? Ich weiß, dass auch andere Vögel schon gesprungen sind und überlebt haben. Habe sie dann später gesehen, wie sie da so weit weg in der Schwerelosigkeit waren und vergnügt durch die Luft flogen. Ich beobachtete sie einfach und sah, dass andere mutig waren.
Man braucht so viel Mut im Leben, um an den Ort der Bestimmung zu kommen. Wenn ich ein Vogel bin, sollte ich wirklich unbedingt fliegen. Aber es kann noch so sehr Teil meiner Identität sein, wenn ich nicht dieses eine Mal mutig bin und mich traue diesen Schritt zu machen und aus dem Nest rauszuspringen- dann werde ich für alle Zeiten ein Vogel in seinem Nest sein. Zwar wohl ein Vogel, aber keiner der fliegt.
Ja, es kann sein, dass ich bitter böse aufkomme. Es kann sein, dass es dauert, bis ich fliegen werde, so wie die anderen. Es kann auch sein, dass ich mir sehr weh tun werde. Aber eins ist sicher, wenn ich bleibe, wo ich bin – hier in meiner Komfortzone – werde ich auf jeden Fall niemals fliegen.
Mag sein, dass der Weg beschwerlich wird, aber ich sollte mich besser trauen.
Was ist dann passiert?
Ich traute mich. Ich hatte eine Geschichte, die ich blutend und mit endlosen Tränen zu Papier gebracht hatte. Ich begann meine Geschichte im April 2023 und endete im Dezember 2023. Ist was aufgefallen?
Ich beendete sie.
Es hat geklappt. Meine fehlende Ausdauer und die treibende Kreativität haben mich nicht aufgehalten an Gottes Plan dran zu bleiben. Aber zu diesem Weg gibt es einen eigenen Artikel.
Nun schickte ich schließlich mein Manuskript ab.
Ich werde nie vergessen, wie viel Mut es mich gekostet hat, auf senden zu drücken. Ich war aber an einem Punkt angelangt in meinem Leben, an dem mich eine Niederlage keineswegs niedergedrückt hätte. Vor einigen Jahren noch, hätte ich vielleicht alles hingeschmissen und aufgegeben. Jetzt nicht. Ich war sehr frei und tiefer Friede ruhte in mir. Jesus ruht in mir und ich in ihm. Ich würde nicht daran untergehen, wenn’s nicht klappt und es würde meinem Inneren nichts anhaben, einen Misserfolg zu verbuchen.
Ich stellte mich darauf ein, zwölf Wochen auf eine Antwort zu warten. So war es überall angegeben und ich markierte mir im Kalender, wann diese Zeit vorüber war. Solange würde ich warten. Danach käme Plan B.
Das war der 24. Januar 2024.
Am Tag darauf telefonierte ich mit meiner liebsten Freundin und plötzlich bemerkte ich einen eingehenden Anruf von einer unbekannten Nummer. Ich bat sie kurz zu warten, um dran zu gehen und eine winzige Sekunde stellte ich mir noch vor, es wäre der Verlag. Kleines Mädchen und ihre Träumerei...
Diese Vorstellung vom Anruf nach einigen Wochen und die unfassbaren Worte einer Zusage zu hören, das war Inhalt von so viel Tagträumerei.
Jetzt waren keine 24h vergangen, nachdem ich die Einsendung abgeschickt habe – als ob.
„Ja, hallo, hier ist der Brunnen Verlag.“
Von wegen ich bin groß, ich habe mich verhalten wie ein kleines Mädchen. Kicherte unsicher vor mich hin und redete fast kein Wort.
„Meine Kollegin hat mir gerade Ihr Manuskript gezeigt und gesagt, ich solle mir das mal unbedingt angucken. Ich bin begeistert!“
Ungefähr so begann mein erstes Telefonat mit Stefan, meinem Lektor vom Brunnen Verlag aus Gießen.
'Überwältigend', würde nicht ausreichend beschreiben, wie sich das alles anfühlte.
Ich musste keine 24 h warten und eh ich mich versah, spürte ich den Wind unter meinen kleinen Flügelchen. Das alles fühlte sich an, als würde es mich erwartet haben. Als wäre alles überreif und startklar. Es war so richtig, abzuspringen. Zusammen mit der Angst. Die Zweifel in der anderen Hand. Euch nehme ich mit. Los! Springt jetzt mit mir gemeinsam in die Ungewissheit, ihr nervigen und lahmen Störenfriede. Ich warte nicht, bis ihr mich in Ruhe lasst - ihr werdet mich begleiten! So fest, wie ihr mich die ganze Zeit gehalten habt, werde ich nun euch halten bei meinem mutigen Sprung in die Tiefe.
Und siehe da, ich hatte nicht bedacht, dass ihnen Flügel fehlen. Sie waren nicht bestimmt zu fliegen und stürzten ziemlich ungehalten zu Boden.
Ich musste mich nur trauen. Nur einmal musste ich mich trauen und groß genug denken. Denken, dass ich wirklich fliegen könnte mit diesen zwei wunderbaren Flügeln an den Seiten.
Ja, meine Voraussetzungen und Defizite rufen nicht unbedingt Zuspruch von der Zuschautribüne. Aber ich habe es geschafft an mir zu arbeiten und mehr als alles andere, meinem Gott zu vertrauen. Er hat mich so erschaffen und ist der Vater an der Seitenlinie der mit jeder Faser erkennen lässt, dass er daran glaubt, dass ich das kann.
Aber es bleibt dennoch meine Aufgabe, einmal sehr mutig zu sein und den Schritt zum Sprung zu wagen. Den Wind und die Richtung gibt er. Er hat alles vorbereitet.
Wie die Israeliten am Fluss, der sie vom verheißen Land trennte. Alles war vorgesehen und bereit, aber um dort anzukommen mussten sie ihren Fuß in den Fluss setzen und nassmachen.
So viele bleiben im Nest sitzen und hören den zwei penetranten Nervensägen jahrelang zu. "Es ist zu hoch. Es ist sehr gemütlich und sicher hier. Die anderen sind kräftiger als du. Talentierter. Die haben das Fliegen in die Wiege gelegt bekommen. Ach, und nicht jeder muss fliegen. Manche bleiben hier. Im Nest. Ist ja auch schön hier zusammen mit den anderen. Außerdem ist der Wind gerade zu schwach. Warte auf den Wind. Warte einfach. Egal worauf. Spring hauptsache nicht! Wer weiß, was alles passieren kann."
Bla bla bla.
Genau, wer weiß, was alles passieren kann...
Ich bin zum Beispiel jetzt Autorin beim Brunnen Verlag und im Herbst 2024 erscheint mein erstes Buch.
Lasst meine klitzekleine Story ein Zeugnis sein. Eine Ermutigung, dass Gutes wartet, wenn man sich dann endlich traut.
Ich liebe die vielen Erfahrungen auf diesem Weg, die Herausforderungen und mehr als alles die Möglichkeiten. Ich habe keine Ahnung, wie das weitergeht und wo es hinführt, aber ich liebe diesen Weg und ich werde ihn mit all meiner Freude und Leidenschaft gehen.
Da wird gerade ein Traum wahr und hat mich mit so offenen Armen erwartet – wie könnte ich da nicht an Gnade und Gunst denken, an göttliche Führung und an göttliche Abenteuer. So herrlich!
Immer noch nicht
Ich mag nicht behaupten ich wäre jetzt groß – ich finde es schön irgendwo in mir drin ein kleiner Pionier mit großen Träumen und Ideen zu bleiben. Das bin ich. Da werden immer Dinge vor mir stehen, die größer sind und mich gigantisch überragen – an denen ich wachsen werde und für die ich Mut brauche. Und bevor ich diese Dinge geschafft habe, werde ich wieder winzig klein vor ihnen stehen und denken, wenn ich groß bin, werde ich das schaffen. Und dann werde ich schließlich daran wachsen und dann Neues finden, das mich überragt und einlädt mutig zu sein, zu springen und an Größe zuzunehmen. An innerer Größe.
Das ganz normale Leben halt.
Wachstum.
Seid mutig. Ihr gottähnlichen Menschen. Seid schöpferisch und begeistert von dem, was in euch ruht. Und dann springt! Kann sein, dass es weh tut. Aber kann auch sein, dass es super klappt.
Schau mal genau, da sind Flügel, die haben richtig was drauf – ausklappen und ab geht’s.
So grüße ich euch also mit dem kleinen Schwank aus meinem Leben.
Ach….hatte ich das schon erwähnt? Wenn ich groß bin, will ich übrigens Bar-Pianistin werden. Oder Sängerin. Mhmm… vielleicht auch beides.
Kommentar schreiben