Leb wohl, Elli.

Man kann mein Leben nicht von ihrem trennen. Ich kann auch nicht meine Geschichte losgelöst von ihrer erzählen. Egal wie viel Zeit vergeht, das gehört zusammen.

Ich möchte meine Rede zur Beerdigung teilen, weil es ihr so gerecht wird und sie so wunderbar ehrt und beschreibt. Es tut mir so leid, dass sie hier schon vor mir fertig ist und wir nun ohne sie weitermachen. Aber "Leb wohl" ist wohl der schönste Abschiedsgruß. Nun lebt sie wohl und ich freue mich riesig für sie. Sie fehlt hier in unserem Haus und in millionen Augenblicken. Einer sagt ständig, was sie gesagt hätte und die anderen lächeln nur leicht und wissend, ihre Stimme im Ohr. Irgendwie ist sie noch da und die Beschreibung ihres kurzen Lebens hier auf meinem Blog gibt ihr einen Platz. Ihr sollt wissen, dass sie wunderbar war und sie soll hier hinein finden, weil schreiben ihre Sprache war. Auf ewig geliebt, meine wundervolle Schwester! Leb wohl, Elli!

 

Als viertes Kind am 8. September 1986 geboren, Elvira.

Für mich einfach nur Elli. Meine große Schwester. Als Kind wollte ich um alles in der Welt sein wie sie. Wie sie lächelte und so kühn und selbstbewusst durchs Leben ging- sich immer so entzückend schwungvoll durch die Haare fuhr. Meine Elli. Ein wildes, verrücktes, wunderschönes Mädchen.

In meinem ganzen Leben werde ich wohl nie so taff und unerschrocken sein, wie sie es schon als Teenager war. Im nu war der Zahn selbst gezogen und wenn etwas weh tat, blieb das ungesagt.

Gerade 15 geworden kam dann der Tag, der ihr Leben für immer veränderte.

Aus Monaten wurden Jahre und wir alle begriffen, das sich jetzt irgendwie einfach alles verändert hat und nichts mehr ist wie vorher.

Krankheit, Krankenhäuser, Diagnosen und endlos viele Fragen waren präsent und unausweichlich. So viele Stunden hat sie ausgehalten und hingenommen, mal resigniert und beweint,  mal tapfer durchgestanden und mutig vorwärts geschaut.

Es wurde zu ihrer Geschichte. Und ihre Geschichte war nichts für schwache Nerven.

Was ich bewundere, ist ihr Lächeln. Es ist unverwechselbar, ihr Lächeln hätte ich unter tausenden anderen erkannt. Und es hörte nicht auf.

Sie hörte nicht auf zu lächeln, zu glauben und zu hoffen.

Sie lächelte mir mitten ins Herz, wenn ich morgens an ihr vorbei ging,  und niemand ersetzt jemals ihr Guten Morgen, Miri.

Sie glaubte an einen Gott, der ihr Arzt, Tröster, Freund und bester Versorger war. Sie glaubte daran, dass er sie sieht, bei ihr ist und ihre Sorgen und ihr Leid trägt.

Sie hoffte, darauf dass es einen Himmel gibt, der sehr oft ihre ganze Freude war. Ein Himmel, in dem sie tanzen und jubeln wird. Ein Himmel, wo sie gesund ist und bei Gott.

 

Wir haben sie gerne begleitet durch diese Jahre.

Wir waren so gut wir konnten an ihrer Seite. Haben die guten Zeiten genossen, viel gelacht, uns beim Ligretto und Rummikub haushoch von ihr besiegen lassen. Wir sind gereist, haben ständig nach Möglichkeiten gesucht, ihr gute und schöne Momente zu ermöglichen.

Und in den harten Stunden, waren wir ganz genauso da. Keine Sekunde haben wir alle gezögert um so schnell wie möglich da zu sein. Sie zu trösten, Hilfe zu rufen, sie zu halten, sie zu begleiten, so gut es ging. Was wir konnten, haben wir ihr mit ganzer Hingabe abgenommen. Und trotzdem war ihr Weg kein Kinderspiel.

Ich ziehe den Hut, vor ihrem Durchhaltevermögen und der Freude.

Ständig konfrontierte sie uns mit ihrer Liebe und Begeisterung für ihre Familie. So unendlich viel Dankbarkeit und Liebe wie sie ausgesprochen hat, ist nicht in Worte zu fassen.

Heute, stehe ich hier, und merke einmal mehr, dass sie etwas gesehen und gefeiert hat,

was wir alle immer mehr begreifen.

Wir haben uns.

 

Wir haben eine Familie, die gemeinsam einen Weg gegangen ist. Jeder von uns hat seinen Platz, hat seine Aufgabe und seine Funktion.

Und dank ihr und den vergangenen Jahren, sind wir heute, wer wir sind.

Wir sind ihre Familie, und sie ist ein unersetzlicher Teil von uns. Sie ist nicht wegzudenken. Sie ist weder eine Last noch eine Hürde gewesen. Sie ist einfach ein Teil von uns.

Ganz egal, wie ihr Weg war, wir hatten einen gemeinsamen Weg.

Sie hatte einen sehr bedeutenden Platz mitten in unserer Familie, und den kann niemand ersetzen.

Eine Lücke bleibt.

 

Wir werden unzählige Worte, auswendig gelernte Verse, ihr Boxen zur Begrüßung, die viel zu kräftigen Umarmungen und das niedliche leise Flüstern ins Ohr, wie sehr sie uns liebt, vermissen.

Ihre Erdnussliebe, die Frage nach Eiscreme, die herzlichen Briefe, die Kuchenfreude und ihr unvorstellbar schöner Beitrag als Tante. Niemand liest so gut Bücher vor wie sie.

 

Ich wünsche keinem Menschen, ihre letzten 17 Jahre. Ich wünsche niemanden, solche Zeiten bewältigen zu müssen, wie sie.

Aber ich wünsche jedem hier, eine Schwester, Tochter und Tante wie sie.

Ich wünsche jedem hier, ihren Mut und ihren unbändigen Glauben an Gott.

Und ich wünsche jedem hier eine Familie, wie wir sie werden durften. Dann schafft man eine ganze Menge im Leben.

Und nun, klafft eine große Lücke mittendrin.

 

Du bist unersetzbar, wunderschön, wertvoll, und ein Teil von uns. Für immer. 

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