Erkenntnis im Garten

Ich. Schwitzend in meinem eingezäunten Bauern- Nutzgarten (Ich kann mich nicht entscheiden, wie ich es nennen soll, deshalb im Moment noch der lange Name). Es ist warm und mein Projekt Garten läuft super dieses Jahr.

Buddeln wie früher, barfuß in der Erde und keinen juckts. Das macht mir Spaß. Irgendwann zwischen Kindheit und jetzt - was auch immer das ist - habe ich beschlossen sauber zu sein. Und ich merke es jetzt, wie sehr mir das Gefühl von Erde an den nackten Füßen gefehlt hat.

Falls jemand denkt, das bis jetzt wäre irgendwie schon eine Einleitung zu den eigentlichen Gedanken, ist das leider ein Irrweg. Das war eigentlich unwichtig und nur sehr grob eine Darstellung von der Situation, in der mich die folgenden Gedanken einholten.

 

Dieses Jahr fanden zwei Heidelbeersträucher ihren Weg in meinen recht neuen Garten. Ich arbeite noch ziemlich nach Plan und mit Anleitung, weil ich es gut hinkriegen wollte und niemanden habe, der mich, romantisch und voller Idylle, die uralte Kunst des Nutzgartens lehrt.

Also ziemlich unromantisch und trocken mit Google und einem super Gartenbuch für Einsteiger.

In dem besagten Buch lese ich dann, dass ich bei meinem jungen Strauch im ersten Jahr alle beginnenden Früchte abknipsen muss. Das ist notwendig, damit die Pflanze seine Energie und Kraft in das wachsen der Wurzeln legen kann und nicht alle Energie für die Früchte aufbraucht. Am Ende hat man dann eine Pflanze mit Früchten, die aber kein Stück stabil im Boden steht und überhaupt nicht überleben kann. 

 

Auszeit

Der Vergleich war so naheliegend. Auch aufgrund meiner eigenen Lebensreise. Ich habe früh gelernt, dass es wichtig ist, sich in die Gemeinde einzubringen und Dienste zu verrichten. Das Leistungsprinzip ist mir sehr vertraut. 

Wir werden aufgefordert etwas tun zu müssen und Pausen und Ruhezeiten sind eher selten.

Irgendwann merkte ich natürlich, dass meine Wurzeln in den Boden nicht tief reichen. Dass ich weder fest stehe, noch viel aushalte.

Eine Zeit mit viel Isolation und Selbstfindung begann. Aufgrund von verschiedenen Umständen hatte ich für eine längere Zeit mich selber und mein Leben. Ich habe so viel geweint und mich selbst gesucht, aber vor allem, meine Beziehung zu Jesus gesucht.

Ich habe in der Zeit überhaupt keine Früchte getragen. Ich habe kein Stück geleistet, gedient oder mich für andere eingesetzt. Das mag sich falsch anhören, aber es war die fruchtbarste Zeit meines Lebens. Ich habe endlich in Wurzeln investiert. Oberhalb der Erde war bei mir einfach mal nichts los, aber unterhalb des Bäumchens ist eine Menge geschehen. Es sind Wurzeln gewachsen, es ist Stabilität entstanden und es ist Inneres gewachsen, das vielem nun standhält und eine Richtung eingeschlagen hat, die fest ist.

Ich habe eine unglaublich unproduktive Zeit hinter mir gehabt. Und ich rede nicht von 3 Monaten, sondern von guten 3 oder sogar 4 Jahren. Es war ein so intensiver Prozess und ich bin dankbar.

Heute sehe ich, dass es so gut und heilsam für mich war, Einsamkeit und Isolation zu durchleben. Nirgendwo dazugehören und keine Aufgaben haben, die mir das Gefühl von Zugehörigkeit geben. Ich gehöre einfach nur zu Jesus.

Lauren Daigle hat ein Lied, das mir wirklich absolut aus dem Herzen spricht:

[Verse 1]

I've been an actor on a stage

Playing a role I have to play

I'm getting tired, it's safe to say

Living behind a masquerade

[Verse 2]
No more performing out of fear
Trying to keep my conscience clear
It all seems so insincere
I'd trade it all to meet You here
[Chorus 1]
I'm losing my religion
I'm losing my religion
[Verse 3]
Light a match and watch it burn
To Your heart I will return
No one could love me like You do
Why would I want a substitute
[Chorus 2]
I'm losing my religion
To find you

[Bridge]
I'm losing my religion, and finding something new
I need something different, and different looks like You
I'm losing my religion, and finding something new
'Cause I need something different, and different looks like You

Manchmal schmerzt es, wenn alles worin wir unsere Zeit gesteckt haben, die ganze Religion, zerfällt und wir merken, dass gar nicht so viel übrig bleibt. Aber daran merken wir, wie tief unsere Wurzeln reichen. Ich will nicht einfach nur ein Bäumchen mit braven Früchten sein und alle denken, das passt, alles richtig so. Ich will tiefe Wurzeln haben und zwangsläufig, werde ich gesunde Früchte bringen, aber ich falle nicht gleich um, wenn der Sturm kommt. Die ganzen Hoch's und Tief's sind kein Produkt von tiefen Wurzeln. Wer feste Wurzeln hat, wackelt nicht so stark im Wind. Wir stehen viel ruhiger.

 

Ich appelliere an die Auszeit. An die Zeiten, in denen wir alles liegen lassen, keine Zugehörigkeiten anstreben und Millionen Aufgaben und Verantwortungen haben. Wo wir einfach nur Jesus suchen und fester stehen lernen. Fest werden in ihm. Er in uns und wir in ihm. Das ist extrem fest und sicher, wenn ihr mich fragt. Dafür lohnt sich jedes investierte Jahr.

Gott fragt einfach auch komischerweise nicht nach unseren Aufgabenbereichen, Gemeindezugehörigkeiten und Diensten - "Hast du mich lieb?" , ist eine Frage, die man nicht mit einer Leistung beantworten kann, sondern nur mit einem aufrichtigen Herzen, das ruht.

 

Ich empfehle direkt vier ruhige Minuten mit dem wunderschönen Lied von der unglaublichen Lauren Daigle. Lass dich abholen und von Gott berühren. Viel Segen dabei!

 

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