Gruß aus meinem Dorf

Manchmal hat mich diese abenteuerliche Generation, die um die ganze Welt reist etwas eingeschüchtert. So viele in meinem Umfeld sind über sämtliche Kontinente verstreut und ich werde das quälende Gefühl, langweilig zu sein, nicht los. Vielleicht ist langweilig auch das falsche Wort, vielleicht ist es mehr ein Gefühl von Minderwertigkeit.

Fast schon scheint es, man wäre nicht so aufregend und gleichwertig verrückt und cool wie die, die ihre Sachen packen und verschwinden.

Ich, für meinen Teil, bin halt hier - Zuhause. Und damit jetzt viele ein besseres Gefühl bekommen setze ich noch einen drauf: Ich wohne tatsächlich schon mein ganzes Leben lang in meinem Dorf und - Achtung, kommt noch schlimmer - ich habe mir auch noch ein Eigenheim in genau diesem Dorf gekauft.

Ich bin so tief verwurzelt, dass es eine Armee braucht um mich hier wieder weg zu kriegen. Ich sitze echt fest. Ich habe manchmal Angst, dass ich hier irgendwann sogar beerdigt werde...

Jedenfalls fand ich das immer gut, bis ich merkte das ich zum Unikat mutiere, weil einfach alle außer mir unterwegs sind.

 

Unterwegs

Das Ding ist allerdings, ich bin absolut unterwegs. Bewegung ist keine Angelegenheit für die Füße, sondern für das Herz und die Seele.

Ich kann überall gewesen sein auf dieser Welt, und trotzdem ziemlich verankert fest stehen. Physische Beweglichkeit macht dich noch lange nicht zu einem reifen und überlegenen Menschen. Jetzt muss ich schnell einmal klar stellen, dass natürlich der Erfahrungsschatz eines Weltenbummlers meinem so gewaltig überlegen ist und das streite ich zu keiner Sekunde ab. Aber viel gesehen bedeutet eben nicht automatisch viel gelernt.

Wichtig ist, was wir aus dem Machen, was uns begegnet. Aus den Dingen, die uns ganz gleich wo auf der Welt in die Quere kommen.

Es müssen sich Dinge verändern, mich selber eingeschlossen. Das ist ein gutes Merkmal von Bewegung.

Wenn wir unser Inneres kennen und wir uns selber vertraut sind, wissen wie wir ticken, was wir brauchen und was wir können, dann sind wir unterwegs und das ist dann eine schöne und wertvolle Reise.

Klingt ein bisschen, als würde ich mein Leben rechtfertigen...

Zum Glück muss ich das nicht, ich weiß eben was gut für mich ist, und das alles in Ordnung ist, genau so wie ich bin und vor allem WO ich bin.

Vielleicht kann ich manchen den Druck von der Seele nehmen, sie wären nicht genug aufregend oder genug spontan und abenteuerlich, weil sie nicht um die halbe Welt reisen. Wir sind genug. Wichtig ist nicht wo, sondern nur. dass wir unterwegs sind.

 

Gruß aus meinem Dorf